
Wie wäre ein Leben ohne Taschen? Untragbar! Taschen sind uns Menschen wichtig: Sie dienen zum Transportieren, Aufbewahren und Ordnen. In ihnen steckt oft Überlebenswichtiges, mitunter leben wir gar aus ihnen. Sie sind in unzähligen Designs zu haben, je nachdem, wofür wir sie nutzen. Wer als Mitglied unserer an Dingen überfüllten Wohlstandsgesellschaft ehrlich ist, wird zugeben müssen, zu viele Taschen zu besitzen. Das Ziel einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft vor Augen, lohnt es sich über unser Verhältnis zu Taschen nachzudenken.
Laut einer Umfrage besitzen mehr als vier Fünftel der Frauen in Deutschland zwei oder mehr Handtaschen1; die durchschnittliche US-Amerikanerin sogar elf2. Doch wir müssen nicht nur die Zahl unserer Taschen betrachten. Auch die Beschaffenheit ist von Bedeutung, wenn es um Nachhaltigkeit geht. Produkte, die in der Kreislaufwirtschaft rotieren, müssen auf dreierlei Weise nachhaltig sein:
Aus diesen Ansprüchen lässt sich ablesen, welche Taschen nachhaltig sind: Alle die, die wir viele Male benutzen, gegebenenfalls reparieren und leicht entsorgen können, ohne der Umwelt zu schaden.
Schauen wir auf die Taschen, die den größten Anteil unseres Taschenbergs ausmachen: Einkaufstaschen. Seit Plastiktüten in der EU in vielen Ländern richtliniengemäß bezahlpflichtig sind, sinkt deren Zahl. Das ist gut. Weniger gut ist, dass zugleich unser Verbrauch an dünnen Plastiktüten steigt, wie sie im Einzelhandel fürs Verpacken von Obst, Gemüse oder Fleisch üblich sind. Verbraucher ersetzen demnach das eine Übel mit dem anderen. Wobei die dünnen Tütchen sogar noch umweltunfreundlicher sind als die dicken: Sie sind nicht gemacht für den mehrfachen Gebrauch. Sie reißen schnell und sind leicht vom Winde verweht. Auf Hundert Metern Nordseeküste seien schon jetzt drei solcher dünnen Plastiktüten zu finden, sagt das deutsche Umweltbundesamt3.
Wer nun glaubt, die Papiertasche sei umweltfreundlicher als die Plastiktasche, der muss wissen, dass das nur gilt, wenn die Papiertüte mindestens drei Mal benutzt wird. Und eine Stofftasche müssten wir 131-mal verwenden, wenn ihr Einsatz weniger klimaschädlich sein soll, als der einer Einweg-Plastiktüte. Das fanden britische Forscher heraus4.
Der Weg in die Nachhaltigkeit fordert uns viel ab: Wir Verbraucher müssen lernen, vorausschauend zu handeln. Taschen, die wir im Alltag benötigen, sollten wir von vornherein dabeihaben. So ändern wir die Nachfrage nach Taschen unsererseits quantitativ. Wenn überhaupt, sollten wir nur Taschen kaufen und nutzen, die den oben genannten Nachhaltigkeitskriterien entsprechen. Das verändert die Nachfrage nach Taschen qualitativ. Händler sollten ihr Angebot an Taschen entsprechend nachhaltig gestalten. Und Tragetaschen nur noch für Notfälle anbieten. Die bewusste Umstellung kann jeder starten. Sofort.
Das heißt aber nicht, dass die Zukunft eintütig werden muss! Im Gegenteil: Die Kreislaufwirtschaft fordert die Kreativität des Einzelnen insofern heraus, als dass Taschen, Tüten und Beutel nach ihrem zweckmäßigen Gebrauch auch recycelt oder upgecycelt werden können. Schon heute ist das Angebot an re- und upgecycelten Taschen groß, viele davon sind Unikate: Es reicht von Schlüsseltaschen über Geldtaschen, Federtaschen, Kosmetiktaschen, Sporttaschen, Einkaufstaschen bis hin zu Handtaschen; gemacht aus Fahrradreifen, Feuerwehrschläuchen, Getränkekartons und vielem anderen mehr. Ganze Organisationen und Initiativen haben sich dem Thema nachhaltige Taschen verschrieben, zum Beispiel die Initiative Handarbeit mit ihrer Aktion „Make me Take me“ – eine Kooperation mit den GreenBagLadies.
Im Recycling und Upcycling steckt die Chance für Händler: Sie können die Umstellung auf nachhaltige Taschen befeuern, indem sie die innovativen Anleitungen und passenden Materialien anbieten, die die kreativen Kunden für ihre Handarbeit brauchen.
Über die Autorin
Die Freie Bio-Journalistin und #motherof4 Doreen Brumme bloggt auf doreenbrumme.de rund um Bio-Lifestyle in Job, Schule und Familie.