
Deutschland liegt nach China, USA und Japan auf Platz vier1 der weltweiten Papierverbraucher. Auch der Papierverbrauch im Büro ist weiterhin noch viel zu hoch. Und damit ist alles Papier gemeint, das im Büro dient
Während ein Büromensch ohne Personalverantwortung in Belgien im Schnitt 15 Seiten pro Bürotag druckt, sind es in Deutschland 21. Hat der Büromensch Personalverantwortung, druckt er in Belgien 17 Seiten täglich, in Deutschland sage und schreibe 77.2
Bei rund 10 Millionen Büromenschen3 ergeben sich allein in Deutschland mindestens 210 Millionen bedruckte Seiten täglich. Übereinander gelegt wäre der täglich bedruckte Papierstapel bei einer Papierblattstärke von 0,1 Millimeter (mm) 21 Kilometer (km) hoch, fast drei Mal so hoch wie der höchste Berg der Welt (Mount Everest: 8,848 km). Auf der Waage ergäbe der täglich bedruckte Papierberg 1.050 Tonnen (t).
Die CO2-Menge, die bei der Papierherstellung anfällt, ist nicht das einzige Problem, das wir der Umwelt – und damit unserer Lebenswelt – machen. Dafür wird auch viel Wasser und Energie benötigt. Ein Vergleich zeigt, warum Recyclingpapier gegenüber Frischfaserpapier die bessere Ökobilanz aufweist und deshalb die bessere Alternative fürs Büro ist:
Für die oben erwähnten 1.050 t täglich bedruckten Büropapiers liegt der Verbrauch4
• von Altpapier für Recyclingpapier bei 1.176 t, von Holz für Frischfaserpapier bei 3.146 t
• von Wasser bei 21,5 Millionen Liter für Recyclingpapier gegenüber 54,8 Millionen Liter für Frischfaserpapier
• von Energie bei 4,4 Millionen Kilowattstunden (kWh) für Recyclingpapier gegenüber 11,3 Millionen kWh für Frischfaserpapier
• Und: Eine Papierfaser lässt sich bis zu sieben Mal recyceln.
Den Zahlen zufolge ist Recyclingpapier eindeutig die ökologischere Alternative zu Frischfaserpapier.
Auch qualitativ spricht nichts gegen den Einsatz von Recyclingpapier anstatt Frischfaserpapier in Büros und Bildungsstätten. Das Umweltbundesamt erklärt, dass Recyclingpapier Frischfaserpapier bei der Haltbarkeit (Lebensdauer) in nichts nachsteht.5 Selbst bei der Optik, insbesondere der Weiße, kommt es Frischfaserpapier sehr nahe, wenn nicht sogar gleich, wobei mit höherer Weiße auch bei Recyclingpapier aufwändigere Arbeitsschritte verbunden sind. Dafür punktet Recyclingpapier beim Preis, es ist dem UBA zufolge in 70er und 80er Weiße um 5 bis 10 Prozent günstiger als Frischfaserpapier mit vergleichbarer Weiße.
Es sind bereits Alternativen zu Papier aus Holz (Frischfaserpapier und Altpapier) auf dem Markt.
Eine davon ist Bambuspapier, wozu angemerkt werden muss, dass es sich dabei immer um einen Fasermix mit einem Bambusanteil von meist 30 bis 40 Prozent handelt. Der Rest sind nach wie vor Holz- oder Altpapierfasern. Bambus als Faserlieferant punktet mit seinem enorm schnellen Wachstum, bei dem er bis zu zweieinhalb Mal mehr CO2 bindet als Holz.6 Zudem lässt sich Bambus gut recyceln. Aber: Bambus wächst in Asien. Der Transport schlägt sich negativ auf der Ökobilanz von Bambuspapier nieder.
Papier aus Grasfasern wächst dagegen quasi vor der Haustür. Laut Anbietern7 braucht man für die Herstellung von Graspapier – auch hier handelt es sich um einen Mix aus bis zu 50 Prozent Grasfasern, der Rest sind Holz-/Altpapierfasern – keine Chemikalien und 99 Prozent weniger Wasser als für Frischfaserpapier aus Holz. Zudem spart das demnach gut recycelbare Graspapier 95 Prozent der CO2-Emissionen.
Nutzhanf, eine traditionelle Kulturpflanze zur Papierherstellung, die gleichfalls in Europa gedeiht, erlebt als Faserlieferant gerade seine Renaissance. Denn Hanfpapier war schon vor 2.000 Jahren bekannt – die Gutenberg-Bibel zum Beispiel besteht daraus – und bis Ende des 19. Jahrhunderts betrug der Hanfpapieranteil weltweit bis zu 90 Prozent.8 Hanf wächst schnell (drei Ernten pro Jahr) und liefert sehr robuste Fasern. Deshalb ist Hanfpapier sehr haltbar und besonders gut recycelbar. Es gibt Hanfpapier in unterschiedlichen Fasermischungen und sogar 100-Prozent-Hanffaserpapier.
Und dann wäre noch das Steinpapier zu nennen: Es wird zu vier Fünfteln aus Kalkmehl (Kalziumkarbonat (CaCo3), ein Abfallprodukt von Steinbrüchen, und einem Fünftel aus dem bestenfalls Bio-Kunststoff High-Density-Polyäthylen (HD-PE) als Bindemittel gemacht, der zum Beispiel aus Zuckerrohrabfällen gewonnen werden kann.
Wer so wenig Papier wie möglich verbraucht, schützt die Umwelt doppelt: durch weniger Ressourcenverbrauch und weniger CO2 Ausstoß.
Der beste Tipp zum Schluss: Benutzen Sie immer 100 Prozent Recycling-Papier oder alternative Papiersorten mit Altpapierfasern!
Über die Autorin:
Die Freie Bio-Journalistin und #motherof4 Doreen Brumme bloggt auf doreenbrumme.de rund um Bio-Lifestyle in Job, Schule und Familie.